„Ich glaube es ist langsam an der Zeit, dass wir nicht mehr über Digitalisierung sprechen.“ sagt Sylvia. „Wir sollten viel lieber schauen, was die heutige Zeit uns für Möglichkeiten bietet, um unseren Verein weiterzuentwickeln.“
Sylvia und ihre Mitstreiter haben erkannt, dass in einem Verein Vieles möglich ist. Die Digitalisierung war für den Verein ein glücklicher Umstand, der neue Chancen offenbart hat. Gleichzeitig hatten sie das Glück nicht allein durch den Dschungel der Möglichkeiten zu wandern. „Manchmal brauchst du einen Reiseführer, ansonsten verläufst du dich.“ sagt Julia.
„Ich bin froh, dass wir ein Verein sind. So sind wir viel flexibler und können uns gut entfalten. Ich finde es sehr angenehm, dass hier keiner den Chef spielt.“ sagt Ron. „Unsere Aufgaben erledigen wir, in dem wir die erforderliche Rolle einnehmen. Damit hat die Rolle den Hut auf und trägt die Verantwortung. Klar die gesetzlichen Regelungen nach dem BGB bleibt natürlich bei den Amtsinhabern.“
Unsere Vereinsakteure haben sich wieder zu ihrem zweiwöchigen Vorstandsworkshop im Coworking Space getroffen und sind bereits mittendrin in ihren Themen. Für heute hat Julia das Thema Inventur auf die Themenliste gesetzt. Dabei geht es nicht um irgendwelche Gegenstände, sondern um die Kompetenzen im Verein.
Wissens- und Kompetenzfelder
„Vor einigen Wochen haben ich gemeinsam mit Tom eine Wissenslandkarte angelegt, um unsere Kompetenzfelder im Verein festzuhalten.“ erläutert Julia und beginnt so mit Ihren Ausführungen. „Damit möchte ich nicht nur unser Personalentwicklungsprogramm untermauern, sondern herausfinden, welche Kompetenzen in unserem Verein schlummern. Eine Vereinsinventur der anderen Art.“ Julia lächelt mit strahlenden Augen.
„Ich habe vor kurzem in einem Workshop genau das Thema bei den Teilnehmenden angesprochen.“ berichtet Falk. „Ein Teilnehmer erzählt, dass er in den Vorstand gekommen ist, weil er bereits Erfahrungen mit bestimmten Aufgaben hat. Nach kurzer Zeit hat er festgestellt, dass seine Mitstreiter unsicher im Umgang mit digitalen Tools waren. Also hat er angefangen seine Mitstreiter in Workshops fit zu machen. Das hatte er vorher noch nie gemacht. Auf einmal entwickelst du Fähigkeiten, von denen du gar nicht wusstest, dass sie da sind.“ führt Falk weiter aus. „Ihr hättet das Leuchten in seinen Augen sehen sollen. Das war echt toll.“
„Anhand der (Wissens-)Kompetenzlandkarte können wir nun schauen, welche Themenfelder wir angehen sollten, um unseren Verein und damit den Vereinszweck weiter zu fördern.“ ergänzt Julia.
Die Inventur der anderen Art
Oft kommen die Fragen: Wie können wir Mitglieder im Verein halten? Wie können wie motivierte Mitstreiter gewinnen? Wie können wir für Entlastung sorgen?
Die Antwort lautet…. Leider gibt es dafür nicht die perfekte Lösung. Jedoch kann ich Ihnen sagen: Machen Sie die Vereinsarbeit so genial, dass alle mitmachen wollen. Ja, das ist utopisch. Doch nicht unmöglich.
Stellen Sie sich vor, Sie werden angesprochen und ganz gezielt um Unterstützung gebeten, weil eine Fähigkeit oder Kompetenz besitzen? Vielleicht sind Sie leidenschaftlicher Fotograf und Sie werden gebeten Fotos für die Vereinsinternetseite zu machen. Oder Sie haben eine Zusatzausbildung als Mediator und können in einem Streitfall im Verein schlichten. Oder Sie bekommen die Chance, einen Workshop zu moderieren und entdecken ganz neue Fähigkeiten. All das sind Kompetenzen, die in jedem Verein schlummern. Nun gilt es, diese hervor zu locken.
Wie könnte das funktionieren?
„Wie kommen wir nun an all diese Informationen?“ fragt Ron. „Dürfen wir das überhaupt?“ fragt Tom.
„Grundsätzlich muss im Verein ein förderliches und vertrauensvolles Umfeld vorhanden sein.“ antwortet Falk. „Das zeichnet eure Vereinskultur aus. Ohne dem braucht ihr damit erst gar nicht beginnen. Als Nächstes müsst ihr für maximale Transparenz sorgen. Tue Gutes und rede darüber. Ihr habt einen Plan und braucht Unterstützung? Dann sprecht darüber, kommuniziert es. Das könnt Ihr zum Beispiel mit eurer Kommunikationsplattform tun. Was könnt Ihr selbst noch tun?“
Sylvia schaut nachdenklich und antwortet „Wir müssen einfach die Augen offen halten und zuhören. Wenn ich mich an die vielen Gespräche mit unseren Mitgliedern erinner, dann fällt mir jetzt im Nachhinein auf, dass die ein oder andere bereits signalisiert hat, dass sie sich gern einbringen möchte. Nur ich habe nicht reagiert.“
„Genau das ist der Schlüssel.“ sagt Julia. „Je mehr Personen sich freiwillig engagieren, desto besser ist es für unseren Verein. Wenn sich unsere Mitglieder wirklich gebraucht fühlen, dann entsteht eine stärkere Verbindung für unseren Verein. Dafür müssen wir auch Mitglieder gezielt ansprechen. Das meine ich mit einer Inventur der besonderen Art. Wir sind eine Gemeinschaft, eine Community. Wir alle sind hier, um unseren Vereinszweck zu leben. Am Ende müssen wir es einfach machen.“
„Dem lässt sich nichts mehr hinzufügen.“ sagt Sylvia und schaut zufrieden in die Runde.
Fazit
Menschen zu motivieren heißt auch, sie gezielt anzusprechen, ihnen Möglichkeiten zu bieten ihre Kompetenzen und Fähigkeiten zu entwickeln und zu fördern. Ein Verein hat hier mehr Möglichkeiten als jede andere Organisation. Rollenbasierte Zusammenarbeit bietet viele Felder der Personalentwicklung, die Unternehmen sich viel Geld kosten lassen. Mithilfe einer Kompetenzinventur im Verein kommen die Potenziale ans Tageslicht. Wie kann es funktionieren? Kommunikation und Vertrauen ist der Schlüssel.