In einem Verein finden sich Menschen zusammen, um gemeinsam ein Themenfeld zu fördern. Die Digitalisierung soll genau das fördern und unterstützen. Deshalb setzen sich unsere Vereinsakteure intensiv mit digitalen Tools und Möglichkeiten auseinander. Dabei haben sie nie den Fokus verloren, worum es eigentlich geht: die Menschen vereint im Verein.
In den letzten Wochen haben sie wichtige Erkenntnisse erlangt und festgehalten. Zuletzt haben sie im Vorstandsworkshop drei wichtige Adressatengruppen für Information und Kommunikation herausgestellt.
- unsere Mitglieder
- unsere Partner und
- die Interessenten für unseren Verein
Heute treffen sich Sylvia, Julia und Vera zu einer kleinen Wanderung am Sonntagmorgen. Sie nutzen die morgendliche Frische im Stadtwald. „Es ist zwar früh, jedoch finde ich die Ruhe in der Natur sehr belebend. Das macht den Kopf frei für neue Ideen.“ sagt Julia.
„Ich frage mich schon seid einigen Tagen, wie wir unsere Mitglieder aktiv einbinden können und dafür die digitalen Tools nutzen.“ sagt Sylvia.
„Lass uns losgehen, dann kommen die Ideen wie von selbst.“ sagt Vera lächelnd.
Alles eine Frage der Rolle
„Seit ich mein Vorstandsamt übernommen habe, war mir klar, dass ich keine Chefin oder ‚der Boss‘ sein möchte. Nicht weil ich nicht weiß wie Führung funktioniert, sondern weil mein Verständnis anderes ist. Ich sehe mich eher in einer Rolle, die Aufgaben beinhaltet und entsprechende Verantwortung trägt.“ sagt Sylvia. „Manchmal weiß ich jedoch nicht, ob ich richtig verstanden werde.“
„Dafür gibt es einen Begriff: Die dienende Führungskraft.“ sagt Julia. „Das bedeutet, dass du dich um die Rahmenbedingungen kümmerst, damit deine Mitstreiter gut performen können. Oder anders ausgedrückt: Du bist die, die es möglich macht, dass Andere sich entwickeln können.“ führt Julia weiter aus.
„Ich habe vor kurzem einen Artikel dazu gelesen“ sagt Vera „das ist die große Kunst. Hut ab Sylvia, dass du es so machst und auch lebst.“
Das ist der große Unterschied in der Führung. Es gibt ganz unterschiedliche Führungsansätze. In einem Verein mit vielen freiwillig engagierten Menschen ist nicht jeder Ansatz passend. Vereint im Verein bedeutet, dass es in erster Linie um den Vereinszweck geht und nicht um Positionen oder Machtstrukturen.
Zwar gibt das BGB gewisse Musskriterien für Vereine vor, jedoch obliegt es den handelnden Personen, wie die Aufgaben und das Miteinander ausgestaltet werden.
Es steht die zentrale Frage im Raum: Welchen Nutzen bringt mein Handeln für den Verein? Ist es förderlich oder nicht. Hier nehmen unterschiedliche Personen unterschiedliche Rollen ein, egal, in welcher Funktion die Person im Verein tätig ist.
Rollen für die Digitalisierung
„Ich finde es richtig gut wenn wir über Rollen sprechen“ sagt Vera. „Letztlich nehme ich ja auch nur eine Rolle ein, in dem ich euch mit meinen Erfahrungen zu Seite stehe. Ich bin bei euren Vorstandstreffen dabei, obwohl ich kein gewähltes Vorstandsmitglied bin.“
„Eine Rolle hat den Vorteil, dass sie für ein kleines Projekt oder eine Aufgabe eingenommen werden kann. So ist es viel leichter, weitere Personen einzubinden.“ sagt Julia.
„Dann können wir schauen, wie wir unsere Mitglieder einbinden können, um verschiedene Rollen einzunehmen.“ antwortet Sylvia. „An was hast du gedacht?“ fragt Vera.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass unsere jungen Vereinsmitglieder Multiplikatoren für die digitalen Tools werden oder unsere jungen digitalen Experten.“ sagt Sylvia.
„Wir können auch die Rolle der Mediatoren vergeben.“ sagt Vera. „Wenn es mal dicke Luft gibt, dann können sie versuchen zu schlichten.“
„Wir können doch die Kommunikationsplattform für unsere Mitglieder durch eine Rolle moderieren lassen. Eine Rolle kann ja auch durch zwei oder drei Personen eingenommen werden. Je nachdem wie der Bedarf ist.“ sagt Julia.
„Das klingt richtig gut. Ich finde, damit haben unsere Mitglieder ganz neue Möglichkeiten und Perspektiven sich im Verein einzubringen. Und wenn ich jetzt an den Nutzen für den Verein denke, dann sehe ich da eine sehr positive Förderung unseres Vereinszwecks. Wow, das gefällt mir richtig gut.“ sagt Sylvia.
„Sag ich doch, die frische Luft lässt die Ideen nur so sprudeln.“ sagt Vera schmunzelnd und legt gleich noch einen Gang zu.
Mitglieder aktiv einbinden
Während Sylvia, Vera und Julia die frische Morgenluft genießen kommen ihnen weitere Ideen. In den nächsten Wochen wollen sie auf der Internetseite des Vereins eine Abstimmungsseite anbieten. Dort sollen die Mitglieder abstimmen können, welche Themen auf der kommenden Mitgliederversammlung besprochen werden sollen. Davon soll abhängig gemacht werden, welcher Anteil des Vorstandsberichts verbal oder schriftlich ausgeführt wird.
Ein Problem ist es oft, genügend Helfer zu finden. Vera berichtet von einem Vorschlag aus ihrer Vereinsgruppe, einen ‚Helferbutton‘ auf der Internetseite anzubieten. Es werden alle Aktivitäten aufgeführt und wer unterstützen möchte, drückt einfach den ‚Helferbutton‘ und schickt damit eine Nachricht an die jeweiligen Personen.
„Ich glaube wir sind uns einig, dass es viele Möglichkeiten gibt. Wir müssen nur Augen und Ohren offen halten und unsere Mitglieder ermutigen kreativ zu sein und sich mit Ideen einzubringen.“ sagt Sylvia. „Genau hier, machst du den Unterschied aus.“ sagt Julia. „Andere dazu zu ermutigen sich einzubringen, weil es dir wichtig ist und du es ernst meinst. Das zeichnet dich als eine ganz besondere Führungskraft aus.“
„Gut dass wir gerade einen Berg hochgelaufen sind, so siehst du nicht, dass ich jetzt echt rot geworden bin.“ sagt Sylvia freudig.
Fazit
In Zeiten der Digitalisierung ist die Einbindung der Menschen unerlässlich. Personen haben sich in einem Verein vereint, um gemeinsam den Vereinzweck zu fördern. Daher ist es wichtig, das Handeln zu hinterfragen. Ist es förderlich für den Verein? Bringt es einen Nutzen für den Verein? So ist es auch mit der Digitalisierung. Welchen Nutzen soll sie bringen? Welchen Bedarf möchte ich befriedigen? Digitalisierung im Verein ist nur sinnvoll, wenn dadurch der Vereinszweck gefördert und ein Nutzen erbracht wird.
Quellverweis
Moderne Vereinsorganisation, Vereinsmanagement leicht gemacht, 2018, Falk Golinsky, ISBN: 978-3-662-56459-2_1, Kapitel 1 – Grundlagen für Ihren Verein
Moderne Vereinsorganisation, Vereinsmanagement leicht gemacht, 2018 Falk Golinsky, ISBN: 978-3-662-56459-2, Kapitel 9 – Der Mensch im Verein
Moderne Vereinsorganisation, Vereinsmanagement leicht gemacht, 2018, Falk Golinsky, ISBN: 978-3-662-56458-5, Kapitel 8 – Der Verein und die digitale Welt